WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Sehen vs. Gesehen werden
20.08.2023
„Ich mache so viel noch nebenbei – warum nimmt mein Chef das anscheinend überhaupt nicht wahr?“
„Puh, ich hab heute echt keinen guten Tag – das merken sicher gleich alle bei meiner Präsentation…“
Eigentlich zwei ganz unterschiedliche Situationen, aber sie haben doch eines gemeinsam: Wir gehen davon aus, dass unser Umfeld uns, unsere Leistung oder unser Auftreten äußerst aufmerksam und mit allen Details wahrnimmt.
Anders formuliert: Wir gehen davon aus, dass jede seltsame Wortwahl, jeder kleine Fleck auf unserem T-Shirt oder jeder Rechtschreibfehler in einer E-Mail von unserem Gegenüber „erbarmungslos“ bemerkt wird und zu einer negativen Wahrnehmung zu uns und unserem Verhalten führt.
Oder nochmal anders formuliert: Wir gehen davon aus, dass unser Gegenüber alle unsere Handlungen, unser Mitdenken, unsere Hilfebereitschaft und unsere freundlichen Gesten registriert und entsprechend wertschätzt.
Aber das, was wir aus der Realität gespiegelt bekommen, ist meist etwas anders: Unser Gegenüber nimmt diese „Rand-Details“ oft gar nicht oder nur deutlich reduziert wahr! Und das, was uns im zweiten Fall oft sehr stört, hilft uns im ersten Fall sogar, weil wir nicht unter der Lupe stehen.
Aber warum ist das so?
Psychologen nennen das den Spotlight-Effekt: Wir haben das Gefühl, im Rampenlicht zu stehen, unter detaillierter Beobachtung zu sein bei allem, was wir tun oder darstellen – weil uns selbst bestimmte äußere Merkmale oder Aktionen an uns ganz deutlich bewusst sind. Zu erklären ist das damit, dass in unser aller #Weltbild wir selbst im Mittelpunkt stehen – und jetzt gehen wir natürlich davon aus, dass diese Wahrnehmung für die Menschen um uns herum genauso gilt. Aber auch bei allen anderen gilt das Gleiche: Jeder steht selbst im Zentrum seiner Welt – also liegt der Fokus nie auf den anderen, sondern immer auf einem selbst!
Und dadurch ist klar, dass andere uns nie so deutlich und mit allen Details wahrnehmen wie wir uns.
Positiv formuliert: Unsere kleinen Fehler und Unzulänglichkeiten, der Ketchup-Fleck auf unserer Hose oder der Bad-Hair-Day sind anderen gar nicht so bewusst wie uns selbst. Puh, Glück gehabt 😊
Negativ formuliert: Unsere kleinen Erfolge, unsere Nebenbei-Leistungen sind uns zwar klar und präsent, aber für andere nicht so deutlich – sie gehen deshalb oft unter.
Damit das aber – wenn wir es wollen! – auch von anderen wahrgenommen und entsprechend gewürdigt wird, müssen wir uns dafür ganz bewusst ins Spotlight rücken.
Ganz nach dem Motto: Tu Gutes und sprich darüber!
Traut Euch!