WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Helfen vs. Führen
06.11.2022
„Was macht für Dich eine gute Führungskraft aus?“, wurde ich erst diese Woche wieder gefragt. Und neben all den wichtigen Eigenschaften in Bezug auf wertschätzenden und fördernden Umgang mit Mitarbeitern ist es für mich vor allem eine Fähigkeit, die jede gute Führungskraft haben sollte:
Sie tut, was getan werden muss – und nicht, was sie am besten kann!
Genau das erlebe ich aber oft: Gerade in schwierigen Situationen tendieren viele Führungskräfte dazu, schnell mal einzuspringen, Tätigkeiten des Teams zu übernehmen und als Teil der Gruppe mitzuarbeiten. Das ist sicher nicht falsch – aber leider fällt damit meist eine noch wichtigere Aufgabe hinten runter: Nämlich die Führung, Steuerung, Entscheidung, wie man nun genau durch die schwierige Phase kommt, wer dafür was als nächstes tun muss usw.
Wenn derartige Effekte in Logistik-Hallen passieren, dann ist es meist so, dass der Teamleiter z.B. bei zu hoher Auftragslast schnell auf den Stapler springt und selbst beginnt, Ware auszulagern. Alle sind gemeinsam beschäftigt und hängen sich richtig rein (tolles Teamgefühl!) – und am Ende wird das gewünschte Ergebnis oft doch nicht erreicht ☹
Wenn der Teamleiter nämlich seinen Fokus darauflegt, selbst mitzuarbeiten, übersieht er meist, welche Hilfestellung seine Mitarbeiter eigentlich noch viel dringender bräuchten: Nämlich jemanden, der Überblick über die Gesamtsituation und den Fortschritt behält und darauf aufbauend die Einteilung und Verschiebung von Mitarbeitern zwischen Bereichen vornimmt. Jemanden, der eine Entscheidung zur Priorisierung und fortlaufende „Wasserstandsmeldungen“ gibt, damit alle sehen, dass das Team gut vorankommt.
Das ist eine ganz andere Herausforderung als mitzuarbeiten – aber mindestens genauso wichtig!
Warum also wählen viele Führungskräfte – und damit meine ich nicht nur die Logistik-Teamleiter! – dann die andere Option und arbeiten mit?
Oft werden Vorgesetzte ja aus dem Team heraus entwickelt. Der beste Staplerfahrer wird Teamleiter. Und in diese Rolle muss er natürlich erst hineinwachsen. Wenn er und sein Team dann aber in Stress geraten, geschieht es, dass sich der Teamleiter in seinem Bestreben zu Helfen auf das stürzt, was er (in seinem Empfinden) am besten kann, am sichersten beherrscht – und das ist dann meist das Staplerfahren. Damit fehlt aber gerade dann, wenn es hart auf hart kommt, die Führungskraft im Team, die alle notwendigen Entscheidungen treffen und vertreten kann. Und der Effekt am Ende ist letztens leider nicht die notwendige Unterstützung, die so dringend erforderlich gewesen wäre.
Auch wenn es schwer ist und wenn man gerade als unerfahrene Führungskraft oft nicht sicher weiß, was genau nun richtig oder falsch ist, sollte man sich doch dieser Aufgabe stellen – gerade in schwierigen Phasen!
Da braucht es nämlich einen guten Chef – noch dringender als einen guten Kollegen!
Traut Euch!