WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Führen vs. Folgen
03.07.2022
Letztens beim Bäcker sagte vor mir eine Mutter zu ihrem kleinen Sohn „Such Dir aus, was Du haben magst!“. Woraufhin der Sohn sagte „Eine Nussschnecke!“ Da antwortete die Mutter „Nein, nichts Süßes!“ – der Sohn fing an zu Schimpfen und zu Weinen und die Mutter war sauer…
Was haben Eltern und Führungskräfte gemeinsam? Beide sind verantwortlich für eine Gruppe von anderen (kleinen oder großen) Menschen, mit denen sie nahezu täglich Absprachen zu Tätigkeiten, Vereinbarungen, Weiterentwicklung etc. treffen – und beide wollen eigentlich immer das Beste für diese Gruppe (auch wenn Mitglieder dieser Gruppe das vielleicht manchmal anders sehen). 😊
Insofern ist es nur legitim, dass auch die Mechanismen, die Eltern und Führungskräften dafür zu Verfügung stehen, in gewisser Art vergleichbar sind. Ein Satz, der mir dabei immer wieder in den Kopf kommt (und den ich aus der Kindererziehung kenne) ist folgender:
Du musst Dich immer wieder entscheiden: Führen oder Folgen! Aber nichts dazwischen… Was heißt das? In jeder Diskussion, jedem Beschluss gibt es für den „Vorgesetzten“ immer wieder die Wahl, ob er etwas vorgibt – und dabei ganz klarstellt, dass das so gesetzt ist – oder ob er sich auf die Wahl, den Weg, die Vorgehensweise der anderen einlässt.
So kann eine Führungskraft z.B. qua Amt bestimmte Wege für ihre Abteilung oder Gruppe vorgeben – und dabei zwar erklärend die Beweggründe, Sinnhaftigkeit etc. erläutern, aber die Entscheidung als solches nicht weiter zur Diskussion stellen (Führen). Wie die Gruppe darauf reagiert, ist dann die Folge, mit der die Führungskraft umgehen muss. Gleiches gilt für Eltern: Wenn sie entscheiden, dass es jetzt kein Eis mehr gibt, müssen sie ggf. damit leben, dass es großes Geschrei gibt – und darauf müssen sie sich (idealerweise vorab) einstellen, damit sie damit gut klarkommen können.
Genauso geht es aber umgekehrt: In manchen Situationen ist es sinnvoll, die Gruppe (der Mitarbeitenden oder der Kinder) entscheiden zu lassen – entweder weil der „Vorgesetzte“ der Meinung ist, dass das zu einem guten Ergebnis führt, oder weil er diese Freiheit ganz bewusst lassen will – und auch dann muss er mit den Entscheidungen der anderen leben: Ggf. wird damit nicht das entschieden, was man sich vorgestellt hat, manchmal kommt etwas ganz anderes raus usw. – das ist dann die Konsequenz, die man bewusst in Kauf nehmen sollte.
Beide Wege funktionieren und haben ihre Berechtigung und ihren Sinn – was nicht geht, ist ein Zwischending (wie es der Mutter am Anfang passiert ist). Man kann nicht erst Freiheitsgrade aufmachen, um sie dann wieder zurückzunehmen – und genauso kann man nicht strikt vorgeben und dann bemängeln, dass keine Eigeninitiative aus der Gruppe kommt.
Man muss sich immer wieder entscheiden, ob man führen oder folgen möchte – und dann mit den Konsequenzen leben!
Traut Euch!
