WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Wissen vs. Lernen
31.07.2022
Kennt Ihr das? Ihr versucht, jemandem etwas zu erklären und merkt recht schnell, dass Ihr wie gegen eine Wand redet. Euer Gegenüber hat anscheinend schon eine Meinung zu dem Thema – und zwar nicht Eure! Und damit scheint jeder Erklärungsversuch vollkommen ins Leere zu laufen…
Oder wie man so schön sagt: Das Glas ist voll! Und in ein volles Glas kann man eben kein zusätzliches Wasser füllen. Das schöne am echten Glas ist, dass altes Wasser überläuft, wenn neues dazu gegossen wird – das funktioniert in menschlichen Köpfen leider nicht so einfach. Da hält sich das alte Wasser hartnäckig am Glas fest und das neue perlt direkt an der Oberfläche ab. Oft hat man sogar das Gefühl, dass das alte Wasser das neue regelrecht abstößt – wie, wenn es giftig wäre, das neue zuzulassen…
Und vielleicht stimmt das sogar ein bisschen: Einmal aufgebaute Denkmuster, gefestigte Meinungen, scheinbar bewährte Erfahrungswerte vermitteln uns nicht nur Wissen, sondern geben uns oft auch Sicherheit – in unserem Handeln, bei unseren Entscheidungen, in Hinblick auf unsere Selbsteinschätzung. Und jetzt kommt da auf einmal etwas Neues hinzu, das unsere Kreise stört, unsere Gedanken ins Wanken bringt und vielleicht sogar unsere bisherige Meinung in Frage stellt. Für unsere Sicherheit, für unser Selbstwertgefühl kann das also durchaus toxisch sein, diesen bisher unbekannten Impuls – dieses neue Wasser – zuzulassen!
Wir verlieren dadurch an Sicherheit – und das macht uns Angst! Die Frage ist nur, ob wir nicht vielmehr Angst haben sollten, wenn wir nach wie vor mit veraltetem Wissen, mit überholten Meinungen – mit altem Wasser – herumlaufen, so dass unsere Überlegungen vielleicht gar nicht mehr richtig sind und wir im Zweifelsfall damit über kurz oder lang baden gehen…
Nicht alles Neue ist richtig oder brauchbar – aber wenn wir uns nicht erstmal darauf einlassen, etwas Neues anzuhören, zuzulassen oder zu lernen, dann werden wir nicht herausfinden, ob es für uns nutzbar sein könnte – dann halten wir nur an unserem bisherigen Wissensstand fest und können nichts dazulernen.
Auch wenn wir merken, dass durch neue Ideen und Impulse ein Teil unseres bisherigen Wissens ins Wackeln gerät, sollten wir trotzdem dem Mut haben, zuzuhören – vielleicht findet sich ja der ein oder andere Tropfen, der unser Wasser im Glas noch besser machen kann.
Wie traurig wäre es, wenn wir heute schon alles wüssten und nicht Neues mehr lernen könnten!
Traut Euch!
