WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Verifizieren vs. Falsifizieren
29.05.2022
Kennt Ihr das? Während Ihr eine mögliche Lösung für ein Problem durchdenkt oder in der Gruppe diskutiert, merkt Ihr, wie Euer Bauchgefühl Euch ganz schnell sagt, dass sich das gut anfühlt, richtig anfühlt!
Tolles Gefühl, oder? Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein großer Fan von Bauchgefühl bin (meine Lean-Schüler kennen das sogar aus unseren Schulungen 😊) – weil es letztens nichts anderes ist als unser „emotionalisiertes Erfahrungsgedächtnis“, also die Summe unserer positiven Erkenntnisse, die wir rational oft gar nicht so klar und so schnell sortieren können. Insofern ist unser Bauchgefühl wohl die beste Entscheidungsgrundlage, die wir haben – wenn wir damit richtig umgehen!
Wenn unser Bauch also sagt, dass etwas gut ist, richtig ist, funktionieren wird, dann dürfen wir trotz des großartigen Gefühls diese Lösung nicht sofort und unreflektiert annehmen – wir sollten sie vielmehr kritisch hinterfragen. Und genau dabei zeigt sich oft ein Unterschied im Vorgehen:
Manche Menschen tendieren nämlich in einer solchen Situation dazu, das gute Bauchgefühl zu rationalisieren, indem ein bis zwei Argumente gesucht werden, die belegen, dass die Idee schon richtig ist (verifizieren!), dass alles so klappen wird, wie geplant – und am Ende ist die Realität doch ganz anders. Und das Einzige, was wir dabei lernen, ist, unserem Bauch nicht mehr zu vertrauen!
Andere nehmen das Bauchgefühl aus Ausgangspunkt, als Hypothese („Ich glaube, dass könnte so klappen!“) und gehen nun vor wie gute Wissenschaftler – sie versuchen, Argumente zu finden, die GEGEN die Hypothese sprechen, also zu falsifizieren! Was könnte passieren, so dass ich NICHT recht habe? Was könnten Punkte sein, die meine Idee NICHT gelingen lassen? Welche Aspekte habe ich in meiner Idee NICHT bedacht?
Warum ist diese Negativ-Sicht, dieses Falsifizieren so wichtig? Egal worum es im Leben geht, wir werden immer irgendein Argument finden, das dafür spricht, das uns recht gibt, das unsere Meinung bestätigt (das ist letztens ja auch die Basis für alle Verschwörungs-Theorien) – und trotzdem muss unsere Idee noch lange nicht richtig sein. Wenn wir das wissen wollen, müssen wir ganz bewusst Gegenargumente suchen, Hindernisse oder Schwierigkeiten – also Gründe, die unser Bauchgefühl widerlegen.
Und wenn wir dabei nichts finden, was unsere Hypothese widerlegt, und am Ende alles klappt, können wir uns umso mehr freuen, dass wir ein gutes Gefühl hatten! Und unser emotionales Erfahrungsgedächtnis wird um ein Learning reicher 😊
Wenn wir aber bei unseren Überlegungen auf ein Hindernis stoßen, können wir auch dankbar sein – das bewahrt uns ja schon im Vorfeld vor dem Scheitern – und auch dadurch lernen wir dazu. Und auch unser Bauch!
Traut Euch!
