WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Absolut vs. Relativ
22.05.2022
„Das versteh ich jetzt nicht – wieso seid Ihr denn gestern nicht rechtzeitig fertig geworden? Ihr hattet doch nur zwei Kranke????“ Klingt erstmal gar nicht so dramatisch, oder? Aber wenn man sich anschaut, dass die Abteilung nur acht Mitarbeiter hat, dann sind zwei Kranke gleich mal 25% – und mit einem Viertel weniger Einsatz ist eben nicht die gleiche Arbeit in der gleichen Zeit zu schaffen…
Jetzt denkt Ihr Euch sicher: Ist ja doof, so eine Aussage zu treffen! Man muss natürlich wissen, wie viele Mitarbeitende dort beschäftigt sind! Klar, kann man alles wissen – doch es gibt viele Situationen, in denen man nicht alle Kontextinformationen direkt parat hat – Arbeitszeitmodelle, Feiertage in anderen Ländern, Urlaubsplanungen usw. usw.
Wäre es denn nicht viel geschickter, den Kontext gleich mit der eigentlichen Aussage mitzuliefern? Und damit meine ich nicht, einen aufwändig verschachtelten Satz zu konstruieren, der all diese Zusatzaspekte noch mit einbaut – und so das Gegenüber wahrscheinlich noch mehr verwirrt als die eigentliche Aussage. Vielmehr müssten wir uns fragen, ob wir die richtige Kennzahl transportieren – in diesem Beispiel ja als absolute Kenngröße die Anzahl der erkrankten Personen und nicht – was gleich viel aussagekräftiger ist – die Krankenquote als relative Kennzahl!
Der Unterschied zwischen absoluten und relativen Zahlen ist wie der Unterschied zwischen Daten und Informationen. Daten sind letztens nur Werte, z.B. Zeichen, Ziffern oder Symbole, die erst durch den jeweils relevanten Kontext zu Informationen werden – und wichtig: nur Informationen können auch zu Wissen werden, also zu Information, die für den Zuhörer auf Basis seiner Hintergrunderfahrungen und Fähigkeiten zu Erkenntnis führt. Und das wollen wir doch: Dass unser Gegenüber anhand unserer Aussage etwas erkennen kann, etwas folgern kann, eine Entscheidung treffen kann.
Absolute Kennzahlen haben sicher auch ihre Berechtigung – nämlich genau dann, wenn alles außen herum stabil ist und bleibt, wenn also der Kontext als fix angesehen werden kann. Meist ist das so, wenn ein längerer Zeitraum als Basis dient, der tägliche Unterschiede wieder glättet (z.B. Jahresumsatz).
Wenn man aber nicht davon ausgehen darf oder will, dass der Kontext immer gleichbleibt, ist eine relative Kennzahl die bessere Wahl – sei es als Quote, also Prozent-Angabe zur Gesamtheit, oder auch durch das Gegenüberstellen von Eingangsgrößen, z.B. Pakete pro eingesetzte Mitarbeiterstunden.
Das ist natürlich oft aufwändiger – in der Erhebung der Eingangsgrößen, der Auswertung und v.a. auch in der Einführung, wenn es gilt, eine „alte“ Kennzahl durch diese neue abzulösen – aber in jedem Fall die Mühe wert. Denn nur so erreicht man eindeutige Information – und damit letztlich auch Wissen!
Traut Euch!