WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Rechnen vs. schätzen
03.09.2023
Kennt Ihr das?
Ihr arbeitet gerade an einer Planung – für die Personalbedarfe im nächsten Jahr, für Logistikflächen aufgrund einer erwarteten Absatzsteigerung oder auch für Budgetangaben, die Ihr für einen Jahres-Forecast zuliefern müsst.
Ihr habt in akribischer Feinheit (und Kleinheit) nahezu alle Eventualitäten dieser Welt in Eurer Rechnung berücksichtigt, habt alle Eventuell-Faktoren abgebildet und alle „Könnte-sein-wenn“-Situationen beziffert. Dann seht Ihr das Ergebnis und denkt Euch: „Hmmm, vielleicht doch vorsichtshalber noch mal Puffer dazu!“ – und schlagt auf alles 20% drauf!
Aus vielen Jahren Planungserfahrung und Erfahrung mit Planungen halte ich das für ein recht beliebtes und übliches Vorgehen. Gleichzeitig würde ich auch sagen, dass die Ergebnisse meist ganz gut sind.
Die Frage, die ich mir als Lean-Denker aber dabei (mittlerweile) stelle, ist: Hätte ich das nicht auch mit weniger Aufwand schaffen können? Hätte ich nicht auch schätzen können und wäre zum gleichen (oder zumindest vergleichbaren) Ergebnis gekommen?
Und nach so vielen Jahren muss ich sagen: Ja!
Und auch, wenn das Wort Schätzen erstmal ja eher oberflächlich klingen mag, muss es das definitiv nicht sein – da gibt es z.B. das Prinzip der großen Zahlen, das uns oft hilft, oder auch das 3-Experten-Konzept, das oft sehr gute Ergebnisse liefert. Natürlich ist es dabei wichtig – noch viel wichtiger als bei der Detailberechnung – die richtigen und ausreichend viele Zahlen zu nehmen oder die richtigen (und nicht nur die verfügbaren!) Experten zu befragen.
Um eine Plausibilisierung der Resultate kommt man hier also sicher nicht herum – aber das ist auch ok so! Schließlich hat uns ja auch der Gedanke nach Plausibilität in unserer Feinplanung dazu gebracht nochmal einen (ganz schön großen) Puffer aufzuschlagen. Wenn uns also das Ergebnis nicht sinnvoll erscheint, sollten wir immer unsere Methodik und / oder unsere Informationsbasis nochmals hinterfragen und ggf. anpassen.
Rechne ich jetzt gar nichts mehr detailliert durch? Natürlich nicht! Aber viel häufiger als früher (und auch viel schneller als früher) überlege ich mir, ob die Qualität meiner Eingangsdaten überhaupt den Aufwand einer exakten Berechnung rechtfertigt oder ob eine Schätzung nicht die bessere Lösung ist.
Vielleicht auch nur, bis ich besseren Input habe…
Traut Euch!