WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Pokerface vs. mit offenen Karten spielen
11.12.2022
In unseren Projekten stehen in der Regel die Erarbeitung von Strategien, die Optimierung von Prozessen oder die Unterstützung bei technischen Innovationen im Fokus. Und immer arbeiten wir dabei eng mit Teams oder Gruppen zusammen. Dabei zeigt sich über kurz oder lang – neben den fachlichen Hürden – wie einzelne Personen mit ihren persönlichen Herausforderungen im Alltag und im Projektkontext umgehen.
Auch wenn es vollkommen legitim wäre, aufgrund der anstehenden Veränderungen gefordert oder sogar überfordert zu sein, erlebe ich immer wieder Menschen, die mit großer Anstrengung versuchen, den äußeren Schein zu wahren, intensiv zu betonen, wie kompetent sie die Situation beherrschen – und sich damit selbst in eine immer bedrängtere Lage bringen, die sie förmlich entscheidungs- und handlungsunfähig macht.
Man sieht klar, dass diese Menschen eigentlich Hilfe bräuchten – aber dieses Bedürfnis hinter ihrem Pokerface verstecken! Und gerade das macht eine sinnvolle Unterstützung fast unmöglich…
Auch andere sind in derartigen Situationen überfordert – aber sie können sich selbst und ihrem Gegenüber diese Tatsache eingestehen, sie legen alle Karten auf den Tisch und zeigen klar, wo ihre (aktuellen) Schwächen liegen. Damit können sie nicht nur gezielt Hilfe erhalten, sondern auch Hilfe annehmen – und sich damit Schritt für Schritt aus der Unsicherheit herausarbeiten!
Warum aber gelingt es manchen Menschen, ihre Unwissenheit zuzugeben? Weil sie Vertrauen haben – zu sich selbst und zu anderen!
Weil sie sich selbst vertrauen, wissen sie, dass es in Ordnung ist, auch mal überfordert zu sein, dass sie diese Situation aber – mit der richtigen Anleitung – überwinden und gestärkt daraus hervorgehen können.
Weil sie Vertrauen zu anderen haben, wissen sie, dass ihre Offenheit nicht belächelt oder sanktioniert werden sollte, sondern dass sie Unterstützung erhalten werden – damit es vorangehen und besser werden kann.
Natürlich gibt es auch immer wieder Menschen, die leider negativ oder sogar bestrafend reagieren, wenn jemand offen über seine persönlichen Schwächen spricht. Letztens zeigt das aber nur, wie schwach und unsicher der „Bestrafende“ selbst ist, wenn er nicht professioneller mit diesem Vertrauensbeweis umgehen kann – und wie dringend er eigentlich selbst Hilfe bräuchte…
Überlegt doch mal: Wenn Euch gegenüber jemand offenbart hat, dass er gerade überfordert ist, unsicher ist, unwissend ist – habt Ihr Euch dann nicht auch gedacht: „Wow, das zeigt echt Stärke, sich so gut einschätzen und so klar zu äußern! Toll, dass dieses Vertrauen da ist!“
Und damit verbunden kennt Ihr sicher auch das Gefühl, dass Ihr dieser Person gerne helfen wollt – warum sollte es andersherum also nicht genauso sein?
Traut Euch!