WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Dialog vs. Trialog
11.06.2023
„Und dabei hab ich gemerkt, dass mein Chef mich gar nicht so richtig ernst nimmt – also meiner Kollegin ist das aufgefallen. Ich glaub auch gar nicht, dass er das böse meint, aber es nervt mich…“
Wenn Ihr sowas hört, ist sicher auch Euer erster Impuls, Eurem Gesprächspartner zu raten:
Sprich das an! Das darfst Du so nicht unkommentiert lassen! Such den #Dialog mit Deinem Vorgesetzten! Aber ist das wirklich die beste Lösung?
Wenn man den Eindruck hat, dass der Chef oder Kollege sich absichtlich unangebracht verhält, absichtlich die Meinung des anderen abwertet oder nicht ernst nimmt, dann muss es definitiv in einem Gespräch zwischen diesen beiden Personen besprochen und geklärt werden!
Aber was ist, wenn dieses Verhalten nur aus mangelnder Achtsamkeit – vielleicht auch wirklich ganz unabsichtlich – passiert?
Was würde dann der Vorwurf in einem Vier-Augen-Gespräch bewirken?
Ja, die Situation würde sich verändern – und die ungenügende Wertschätzung würde sich wahrscheinlich auch verbessern. Aber gleichzeitig würde sich auch das bisher ungezwungene Verhältnis verschlechtern, die Kommunikation wird sicher achtsamer, aber auch anstrengender. Beide sind damit in einer Hab-Acht-Stimmung: der eine, weil er keine Fehler mehr machen will – der andere, weil er ständig darauf achtet, ob seine Anmerkungen nun zu einer anderen Art der Zusammenarbeit führen.
Puhhh!
Was wäre aber die bessere Alternative? Sicher nicht, alles einfach so stehenzulassen, bis einem irgendwann der Kragen platzt! Die wahrgenommene, ungerechte Situation muss also angesprochen werden! Aber vielleicht nicht unbedingt von der betroffenen Person!
Es gibt ja auch noch die Kollegin, die das so empfunden hat. Und die ist als außenstehende Dritte auch genau die richtige, um diesen Knoten zu lösen! Sie kann den Chef auf sein Verhalten gegenüber dem Kollegen hinweisen – ohne, dass sie persönlich betroffen ist! Und so kann ihr Eindruck als neutrale Sicht von außen auch viel leichter angenommen werden und zu einer verbesserten Kommunikation führen.
Ohne, dass der Vorgesetzte sich nun ständig auf dem Prüfstand fühlt – und ohne, dass der Mitarbeiter sich dafür selbst zum Ankläger machen musste. Aus dem Dialog wird also ein Trialog, ein elegantes Spiel über Bande, das alle Beteiligten auch in Zukunft gut miteinander arbeiten lässt!
Kennt Ihr solche Situationen? Hattet Ihr auch schon mal die Möglichkeit, wie diese gute Kollegin zu agieren? Dann wisst Ihr, dass auch sie dabei etwas gewonnen hat: Den Dank des Kollegen, dessen Lage sich verbessert hat, und zugleich die Wertschätzung des Vorgesetzten, der sich gesichtswahrend nun einfach besser verhalten kann!
Was für ein Gewinn!
Traut Euch!