WAS ICH DIESE WOCHE GELERNT HABE …
Text vs. Kontext
12.11.2023
“Ich hab ihr ja nur geschrieben, wie wir das bei uns in der Abteilung machen wollen. Da hätte sie doch auch einfach antworten können, dass sie das bei sich anders machen will oder was sie dabei nicht gut findet! Ich versteh gar nicht, warum sie jetzt so böse auf uns ist…”
Habt Ihr so etwas auch schonmal erlebt? Eine Nachricht, die ihr an jemanden schickt, wird falsch verstanden, falsch aufgenommen und aus einer scheinbar kleinen Information wird ein großes Drama…
Was wir immer wieder vergessen ist, dass eine Nachricht eben nicht nur der Text ist, den wir schreiben, sondern eben auch der Kontext, in dem diese Nachricht geschrieben oder gelesen wird.
Da sind wir wieder beim „Vier-Ohren-Modell“ nach Schulz von Thun: Jede Kommunikation ist eben mehr als der reine Sachinhalt, der dort beschrieben steht.
Sowohl der Sender als auch der Empfänger verbinden damit einen Appell – was will ich beim Empfänger erreichen bzw. was will der Sender bei mir erreichen. Und so kann, wie im Beispiel oben, die Intention sein, dass der Empfänger doch seine Meinung äußern soll – der versteht aber, dass er das jetzt einfach unkommentiert so hinzunehmen habe und wird sauer.
Wahrscheinlich schwingt da bei beiden auf der Beziehungsebene etwas mit, was zu dieser unterschiedlichen Interpretation führt – der eine will die Meinung des anderen, der andere fühlt sich aber nicht ernst genommen.
Und dann kommt ja noch die Selbstoffenbarung als vierte Perspektive dazu: Was gebe ich mit der Nachricht oder meiner Reaktion darauf von mir selbst preis? Zeige ich mich aufgeschlossen oder abwehrend, will ich kooperativ sein oder verfolge ich andere Ziele?
All diese Facetten gibt es bei Gesprächen – egal ob diese nun per E-Mail oder persönlich und verbal erfolgen. Und wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir nicht rein sachlich kommunizieren können!
Zum reinen Text gibt es immer den (viel stärkeren) Kontext, der nicht ausgeblendet werden kann.
Das können wir aber auch sinnvoll nutzen – denn wenn es nicht auf den reinen Sachinhalt ankommt, dann können wir unser Gegenüber auch auf den anderen Ebenen ansprechen und uns ganz bewusst überlegen, wie wir Appell, Beziehung und Selbstoffenbarung adressieren wollen.
Diese Möglichkeiten habe ich als Sender einer Nachricht immer!
Damit am Ende eine gute Kommunikation entsteht – und nicht nur eine schlechte Nachricht.
Traut Euch!